Ursachen einer Parodontalerkrankung-

Eine Vielzahl von Einzelfaktoren sind an der Entstehung und dem Verlauf parodontaler Erkrankungen beteiligt. Diese multikausalen Erkrankungen werden in drei Hauptgruppen eingeteilt. Auf die ich in diesem Beitrag eingehen werde.

Lokale Faktoren

Unter lokalen Faktoren werden all diejenigen Reizfaktoren zusammengefasst, die an der ZahnZahnfleischrand- Grenze ihre schädigenden Einflüsse ausüben.

Zu den lokalen Faktoren zählen in erster Linie die Zahnbeläge (Plaque), an ungünstig gestalteten und überhängenden Füllungs- und Kronenränder sowie Zahnfehlstellungen und Nischen.

Hinsichtlich der Lokalisation und des Aufbaus unterscheidet man bei den Zahnbelägen zwischen Plaque (festanhaftender Belag, der aber noch nicht verkalkt ist), supragingivalem Zahnstein (mineralisierte Plaque, die am Zahnfleischsaumen liegt und der zu sehen ist) und subgingivalem Zahnstein (Zahnstein, der unterhalb des Zahnfleischsaumen in den Zahnfleischtaschen haftet) und sehr hart ist.

Was ist Plaque und wie bildet sie sich?

Die eigentliche Plaque ist ein auf der Schmelzoberfläche und im Zahnfleischsaumen fest anhaftender Belag, der infolge der Stoffwechelaktivität und der Vermehrung von Bakterien entsteht. Plaque kann man nur mechanisch, mit entsprechenden Hilfsmitteln entfernen. Es sind in erster Linie kolonisierte Bakterien, die an dem Aufbau der Plaque beteiligt sind. Wegen der günstigen Lebens- und Vermehrungsbedingungen werden die Bakterien in zwei Arten eingeteilt.

  1. Die aeroben Bakterien – diese benötigen Sauerstoff zum Leben
  2. Die anaeroben Bakterien – diese benötigen ein sauerstofffreies Milieu.

Die Stoffwechselleistungen der Plaque sind sehr komplex. In Folge des Plaquewachstums und der Plaquereifung entsteht ein kompliziertes Zirkulationssystem. Der Plaque-Biofilm reagiert als eigenes biologisches System, das durch Entzündungsabwehrzellen des Organismus nicht zerstört werden kann. Eine über 7 Tage alte, ausgereifte Zahnplaque enthält ca. 100-300 Millionen Mikroorganismen pro Milligramm.

Sobald der ausgereifte Plaque-Biofilm mit Kohlenhydraten aus der Nahrung in Kontakt kommt, entsteht Milchsäure, die den pH-Wert im Mund abfallen lässt. Durch den pH-Abfall kommt es zu einer Schmelzdemineralisierung und es kann Karies entstehen. Der anschließende pH-Anstieg durch den Speichel begünstigt die Mineralisierung der Plaque und es entsteht Zahnstein.

Zahnstein ist also nichts anderes als mineralisierte Beläge durch den Speichel. Ohne mikrobielle Plaque, kommt es zu keiner Zahnsteinbildung.

Wird die Plaque nicht täglich aktiv von der Zahnoberfläche und zirkulär um den Zahn entfernt, können Toxine aus der mikrobiellen Plaque sowie Bakterienenzyme eine Entzündung am Zahnfleisch verursachen. Es entsteht die sogenannte Gingivitis (Zahnfleischentzündung).

Nach ca. 1-2 Wochen Plaquewachstums finden anaerobe Bakterien in den Plaqueschichten, günstige Lebens- und Vermehrungsbedingungen. Durch weiter zunehmende Schädigung des Zahnfleisches reißt der Zahnfleischsaumen ein und es entsteht eine Zahnfleischtasche. Das Zahnfleisch ist an dieser Stelle durch eine verstärkte Durchblutung gekennzeichnet, und es kommt zu Zahnfleischbluten. Die vermehrte Ansammlung von Entzündungszellen, bewirken eine weitere Auflockerung und Zerstörung der Bindegewebsfasern. Wird der Zahnstein jetzt nicht entfernt, bildet sich ein verhängnisvoller Kreislauf, der zu einem weiteren entzündlichen Abbau vom Zahnstützgewebe mit tiefen Zahnfleischtaschen führt.

Funktionelle Faktoren

Unter funktionelle Faktoren werden in erster Linie Fehl- und Überbelastungen beim Biss und der Kaufunktion verstanden, die zu Störungen, geweblichen Veränderungen und Schmerzen führen können.

Je nach Widerstandsfähigkeit und Reaktionslage der einzelnen Gewebe können die Veränderungen an den Zahnhartsubstanzen (Zahnschmelz), den Zahnstützgeweben (Knochen), der Muskulatur und den Kiefergelenken auftreten.

Jeder Zahn ist im Alveolarknochen bindegeweblich mit den sogenannten Sharpeyschen Fasern verankert. Für die Gesunderhaltung und Regeneration der Zahnstützgewebe ist eine ständige physiologische Belastung dieser Gewebe erforderlich. Kommt es aber zu vorzeitigen Kontakten, Gleithindernissen oder Knirschen und Pressen, können diese zu einer Überbelastung der Zahnstützgewebe führen. Nach Beheben des okklusalen Traumas sind die Überlastungen reversibel. Tritt jedoch eine Überlastung bei einer bestehenden Parodontitis mit tiefer Taschenbeteiligung auf, kann das zu einem beschleunigten entzündlichen Abbau der Zahnstützgewebe beitragen.

Im Rahmen einer Parodontalbehandlungen werden funktionelle Störungen in der Regel durch die klinische Funktionsanalyse diagnostiziert und behoben.

Endogene Faktoren

Unter endogene Faktoren werden heute neben bestimmten Allgemeinerkrankungen vorwiegend die individuelle immunologische Abwehrlage sowie Risikofaktoren verstanden, die eine körpereigene Abwehrfunktion ungünstig beeinflussen.

Obwohl für die Entstehung und den Verlauf der entzündlichen Parodontalerkrankung der mikrobiellen Plaque die größte Ursache ist, können auch Allgemeinerkrankungen, Stoffwechselstörungen sowie Medikamenten- Nebenwirkungen eine Rolle spielen. Durch sie wird die Widerstandskraft des gesamten Körpers und somit das Immunsystem reduziert und es kommt zu einem schnelleren und ungehinderten durchtritt der krankmachenden Schadstoffe, sowie einen schnelleren Abbau des parodontalen Stützgewebes.

Bekannte systemische Risikofaktoren sind unter anderem Diabetes mellitus, HIV, Leukämien oder Osteoporose.

Erworbene und umweltbedingte Risikofaktoren sind unter anderem Schwangerschaft, Rauchen, Stress, Ernährung und Umweltgifte.

Da eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis) oder Parodontitis aber grundsätzlich nur in Kombination mit Plaque Bakterien entsteht und fortschreitet, ist es gerade bei Patienten mit Risikofaktoren von größter Bedeutung diese Beläge zu entfernen und sie auf eine aktive individuelle tägliche Prophylaxe einzustellen.

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