Spermidin gegen viralen Erkrankungen

Eine In-vitro-Studie des Instituts für Virologie der Charité in Berlin ergab Mitte April 2020, dass Spermidin vor Corona schützen und sogar bei bereits erfolgter Ansteckung die Ausbreitung des Virus im Körper hemmen könnte.

In der Studie stellte das Forscherteam fest, dass das Coronavirus SARS-CoV-2 den Spermidinspiegel senkt. Spermidin fördert den Selbstreinigungsprozess der Zelle, die sogenannte Autophagie.

Die Autophagie ist einer der grundlegendsten Prozesse des zellulären Gleichgewichts (Homöostase) und für die Gesundheit sämtlicher Zellen und Organe von größter Relevanz. Sie bezeichnet einen komplexen Prozess, in dem Zellen sich selbst reinigen und defekte sowie beschädigte Zellbestandteile und Proteine zu recyceln.

Über den gleichen Mechanismus, über den der Körper beschädigte, eigne Zellbestandteile und Proteine recycelt, kann er auch in die Zelle eingedrungene und erkannte Viren zerlegen und unschädlich machen.

Autophagie unterstützt die Erkennung Virus-infizierter Zellen durch das Immunsystem und ist außerdem an der Produktion von zelleigenen antiviralen Substanzen (Interferonen) beteiligt.

Autophagie ist ein essenziell wichtiger Prozess im Rahmen des Immunsystems.

Viren legen Autophagie in Zellen lahm und hemmen die Spermidin-Synthese.

Nachdem der Spermidin-Hemmende Effekte von aktuell sehr präsenten Viren entdeckt wurde, wollten Forscher herausfinden, welchen Einfluss umgekehrt Spermidin auf diese Viren ausübt.

Durch den sinkenden Spermidinspiegel kommt es zu verschlackten Zellen, in denen sich das Virus besser vermehren kann.

Spermidinmangel könnte also eine Voraussetzung für eine erhöhte Infektanfälligkeit und schwerere Infekt Verläufe sein.

Was ist Spermidin?

Spermidin ist ein Polyamin, der sowohl in der Nahrung vorkommt aber auch im Körper selbst gebildet wird. Einerseits in den Zellen selbst, aber auch von manchen Darmbakterien.

Im menschlichen Organismus kann es aus den Aminosäuren Arginin oder Ornithin gebildet werden, sofern alle notwendigen Bausteine vorhanden sind.

Allgemein nimmt die körpereigene Spermidinproduktion mit zunehmendem Alter ab und der Organismus ist vermehrt auf eine Versorgung von außen angewiesen.

Wie der Name bereits andeutet, verdankt die Substanz ihren Namen der Flüssigkeit, in der sie entdeckt wurde – der männlichen Samenflüssigkeit (Sperma).
Doch nicht nur im Sperma erfüllt Spermidin wichtige Aufgaben, sondern es hat im ganzen Körper eine schützende Funktion.

Spermidin reduziert die Vermehrung des Coronavirus

In der Studie versorgten Forscher die von Viren befallenen Zellen mit Spermidin und es konnte beobachtet werden, dass die Vermehrung von SARS-CoV-2 um 85% im Lungengewebe reduziert wird.

Bei gesunden Zellen, die gut mit Spermidin versorgt waren, war das Risiko einer Infektion deutlich geringer. Möglicherweise könnte also mit Hilfe von Spermidin einer Ansteckung vorgebeugt werden.

Hinweis: Es muss dabei beachtet werden, dass sich der Laborversuch nicht unmittelbar auf den menschlichen Körper übertragen lässt und zunächst als Hinweis auf den antiviralen Effekt des Spermidins verstanden werden sollte.

Spermidin bremst den „Zytokinsturm“

Spermidin interagiert mit den Phosphatgruppen der Erbsubstanz (DNA), stabilisiert diese und schützt damit vor ungewollten Veränderungen. Spermidin erfüllt also eine wichtige Funktion im Rahmen der Zellteilung und des -wachstums.

Bei einer Virus-Infektionen werden von Immunzellen stark erhöhte Mengen entzündungsfördernder Botenstoffe freigesetzt, der sogenannte Zytokinsturm.

Genau bei dieser Überreaktion kann Spermidin förderlich für den Körper sein. Spermidin hat regulatorische Effekte auf sogenannte Makrophagen (Fresszellen) und reguliert dadurch die Freisetzung von entzündungsfördernden Botenstoffen (Zytokinen). 

Spermidin

  • stabilisiert die DNA und schützt die Zellen des Körpers
  • sorgt für eine stabile, geschützte DNA

Eine Spermidinreiche Ernährung reduziert das Risiko auf Erkrankungen?

Epidemiologische Untersuchungen deuteten darauf hin, dass mit einer Aufnahme von etwa 12 mg Spermidin über die Ernährung, die beschriebenen vielfältigen schützenden Effekte ausreichend erhalten. Diese Menge wird durch eine typische europäische Ernährung, welche im Durchschnitt etwa 10 mg Spermidin enthält, relativ gut über eine ausgewogene Ernährung abgedeckt.

Spermidinreiche Lebensmittel und Nahrungsergänzung

Gute Quellen für Spermidin sind bestimmte Pilze, Weizenkeime, Kürbiskerne, gereifter Käse (z. B. Parmesan), Amarant, Sojabohnen und bestimmte fermentierte Lebensmittel.

Die TOP 10 unter den Spermidinreichsten Lebensmitteln sind:

  • Weizenkeime 24,3mg/100g Spermidin
  • getrocknete Sojabohnen 20,7mg/100g Spermidin
  • Cheddar (mindestens 1 Jahr gereift) 19,9mg/100g Spermidin (Frisch- oder Weichkäse enthalten fast kein Spermidin)
  • Pilze 8,8mg/100g Spermidin
  • Erbsen 6,5mg/100g Spermidin
  • Reiskleie 5mg/100g Spermidin
  • Hühnerleber 4,8mg/100g Spermidin
  • Mango 3mg/100g Spermidin
  • Kichererbsen 2,9mg/100g Spermidin
  • Blumenkohl / Brokkoli 2,5mg/100g Spermidin

In akuten und langfristigen Bedarfssituationen ist auch eine Sicherung des Spermidinspiegels mit naturnahen Ergänzungsmitteln sinnvoll.

Spermidin ist eine Substanz, mit einem enormen gesundheitsfördernden und gesundheitserhaltenden Potential. Ein gesunder Körper kann Spermidin bei Bedarf selbst bilden. Doch nimmt die körpereigene Produktion mit zunehmendem Alter fortlaufend ab.

Über die oben genannten Nahrungsmittel, die auch sinnvoll durch spezielle Spermidinpräparate ergänzt werden können, kann der Rückgang der körpereigenen Produktion ausgeglichen werden und der Organismus profitiert so bis ins hohe Alter von den wichtigen Funktionen des Spermidins.

Spermidin bei Diabetes Typ2

In einer indischen Studie vom August 2011 wird erklärt, wie Spermidin vor Diabetes Typ2 schützen könnte. Der Wirkmechanismus ist auch hier u.a. die Aktivierung der Autophagie.

Spermidin schützt das Herz

2016 schrieb Eisenberg et al. im Fachjournal Nature Medicine, dass die Nahrungsergänzung mit Spermidin eine herzschützende Wirkung zeigt.

Herzliche Grüße

Andrea Feuer

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